Route neu berechnen

Was tun, wenn eine Wanderausstellung vor geschlossenen Grenzen steht? Mit den Absagen von physischen Events wuchs das Projekt Kunst am Strom über sich und die Grenzen der analogen Welt hinaus. Ein Bericht von MÁRTON MÉHES.

Alles hat so gut angefangen: »Das internationale Kunstprojekt ‚Kunst am Strom‘ führt Kunstpositionen, KünstlerInnen und KuratorInnen aus dem Donauraum zusammen (…). Ziel des Projekts ist der Dialog von verschiedenen Kunstpositionen aus den Donauländern, die in einer Wanderausstellung (…) in acht Städten der Region gezeigt werden. Darüber hinaus werden sich KünstlerInnen und KuratorInnen aus Deutschland, Österreich, der Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Rumänien und Bulgarien im Rahmen von Symposien begegnen, sich austauschen und Netzwerke bilden.« Soweit ein Zitat aus der Projektbeschreibung, verfasst Mitte 2019. Im Nachhinein merkt man dem Text ein gewisses Selbstbewusstsein an: Wir planen etwas und setzen es dann um – was soll da schon schiefgehen? Nur wenige Monate später, im Mai 2020, schlugen wir im Einführungstext zu unserem Ausstellungskatalog bereits ganz neue Töne an: »Angesichts der aktuellen Klimakrise und der Fragen der post-epidemischen ‚Weltordnung‘ ist der Donauraum mit der Herausforderung konfrontiert, Vergangenheitsbewältigung und die Entwicklung von Zukunftskonzepten gleichzeitig voranzutreiben. Die historischen Erfahrungen aus dieser Region könnten dabei auch hilfreich werden. Wir müssen jetzt auf Innovation und Kreativität setzen.« Unser Selbstbewusstsein ist verpufft. An seine Stelle sind offene Fragen, Herausforderungen und eine ungewisse Zukunft getreten. Die Wanderausstellung Kunst am Strom, die auf viele Treffen, Grenzüberschreitungen, Eröffnungsevents und den persönlichen Austausch setzte, war in der Pandemie-Realität angekommen.

Unerwartete Blickwinkel

Von nun an kamen sich ProjektleiterInnen, KuratorInnen und KünstlerInnen wie ein Navigationsgerät vor, das die Route ständig neu berechnen muss, und dennoch nie ans Ziel kommt. Von den ursprünglich geplanten drei Ausstellungen konnten 2020 zwar immerhin noch zwei (im Museum Ulm und auf der Schallaburg) veranstaltet werden, allerdings mit erheblichen Einschränkungen. In Ulm fand sie ohne den großangelegten Kontext des Internationalen Donaufests statt, und auf der Schallaburg musste sie wegen des erneuten Lockdowns Wochen früher schließen. Ursprünglich hätte die Schau 2021 an weiteren fünf Stationen Halt gemacht – möglich war lediglich eine Veranstaltung in Košice im Herbst 2021, unter Einhaltung strengster Hygiene- und Sicherheitsregeln. Mitte des Jahres 2021 war allen Beteiligten klar, dass das Projekt verlängert werden muss, was dann von den FördergeberInnen auch genehmigt wurde. Spätestens im Sommer hätten sich also alle zurücklehnen können, nach dem Motto »Wir sehen uns nach der Krise…« Doch bald stellte sich heraus, dass der Satz aus dem Katalog von allen Beteiligten ernst gemeint war: Wir müssen jetzt auf Innovation und Kreativität setzen. Im April 2021 fand ein Online-Symposium mit den KuratorInnen statt, um gemeinsam auf innovative, aber rasch und unkompliziert umsetzbare Austauschformen im virtuellen Raum zu setzen. Das Meeting funktionierte gleichzeitig als Ventil: KuratorInnen schilderten die Lage in ihren Städten und die teils dramatische Situation der jeweiligen Kunstszene. Im Mai folgte dann Studio Talks. Die KünstlerInnen wurden im Vorfeld gebeten, ihre Arbeit, ihre Ateliers, ihre Stadt und ihr Lebensumfeld in kurzen Video-Selbstportraits festzuhalten. Diese Videos wurden dann im Laufe der Veranstaltung gezeigt und von den teilnehmenden KünstlerInnen live kommentiert. Aus diesen Videos ist ein einzigartiges Panorama künstlerischen Schaffens im Donauraum entstanden.

Unzertrennliche Welten

Durch die gewonnene Zeit hat die Projektleitung einen Audio-Guide zur Ausstellung produzieren lassen. Auch die Facebook-Seite wurde zu einer wichtigen Präsentationsplattform weiterentwickelt. Die teilnehmenden KünstlerInnen stellten sich mit einem kurzen Werdegang sowie dem Link zu ihren Studio Talks-Videos vor. Ohne diese verstärkte Online-Kommunikation hätte das Projekt nie ein so breites Publikum erreicht. Die Studio Talks und Online-Kampagnen haben unsere physische Ausstellung nicht ersetzt. KünstlerInnen und Publikum freuen sich mehr denn je auf die Veranstaltungen vor Ort. Kunst am Strom ist durch die Pandemie vielschichtiger, informativer und spannender geworden. Eine Entscheidung zwischen »nur analog« oder »nur digital« kann es nicht mehr geben: Beide Welten sind endgültig unzertrennlich geworden und ergeben nur noch gemeinsam ein ganzes Bild.

Für das von Dr. Swantje Volkmann (DZM Ulm) und Dr. Márton Méhes geleitete Projekt Kunst am Strom wählten die KuratorInnen KünstlerInnen aus Ländern und Städten entlang der Donau aus, die zwei Generationen repräsentieren. Das Projekt wird vom Museum Ulm getragen und von mehreren Kooperationspartnern mitfinanziert.

Termine 2022:
27. April–11. Mai: Zagreb
11.–24. Juni: Timișoara
8.–21. August: Novi Sad
12. Oktober–2. November: Sofia

 

Dr. Márton Méhes (*1974) ist promovierter Germanist, ehem. Direktor des Collegium Hungaricum Wien und arbeitet heute als Lehrbeauftragter der Andrássy Universität Budapest sowie als internationaler Kulturmanager in Wien. Seine Schwerpunkte sind Kulturdiplomatie, europäische Kulturhauptstädte und Kooperationsprojekte im Donauraum.

Kontrapunkte im Donauraum

Hungrig nach Musik, Leben und Inspiration kam die kroatische Komponistin MARGARETA FEREK-PETRIĆ vor 20 Jahren nach Wien. Heute leitet sie als erste Frau die Musikbiennale Zagreb. Über ihre persönliche Reise sowie die Geschichte und Gegenwart des Festivals erzählt sie in ihrem Gastbeitrag für INFO EUROPA.

Ende des Sommers 2002 packte ich meinen Koffer mit ganz wenigen Kleidern und ganz vielen CDs, einem Kroatisch-Deutsch Wörterbuch und meinem kaputten, komischen Kuschelmonster. Ich setzte mich ins Auto zu meinem Vater, der mich in ein Mädchen-Studierendenheim im dritten Bezirk nach Wien fuhr, wo wir das günstigste Doppelzimmer der Stadt fanden, das für eine undefinierbare Zeit mein Zuhause sein würde. Ich war eine Neunzehnjährige ohne wirkliche Deutschkenntnisse, die die Kompositions-Zulassungsprüfung auf der Wiener Musikuniversität geschafft hatte. Ihre Eltern wollten ihr, aus ehrlichstem Balkanstolz, Liebe und Ego heraus, diese Erfahrung nicht verweigern. Nach Abschluss des Gymnasiums und dem Besuch der Musikschule, deren System ganz anders ist als in Österreich, wollte ich so schnell wie möglich weg aus Zagreb. Der Krieg war seit einigen Jahren vorbei, die prekären Familienverhältnisse hatten sich etwas gebessert und ich wollte raus in die Welt, ich war hungrig und neugierig nach Lebenserfahrung und Begegnungen mit interessanten Menschen. Ich wollte unabhängig sein, war auf der Suche nach mir selbst – als junge Frau, potentielle Künstlerin, als Bewohnerin dieses Universums.

Gleichgewicht als Grundlage

In meinen Teenagerjahren begann ich zu komponieren. Fast jeden Tag schrieb ich Kontrapunkt und Harmonielehre-Übungen während der Mathestunden. Die sogenannte Musikwelt, mit der ich damals zu tun hatte, entsprach meinen Bedürfnissen und gab mir den nötigen Raum für Ausdruck und Kreativität, den ich sonst nur in meinem Kopf hatte. Eine unschuldige, süße Leidenschaft für das künstlerische Tun und Sein verband unsere Clique in der Musikschule: Wir spielten und sangen zusammen und ließen uns auch mal heimlich über Nacht in der Musikschule einsperren, damit wir genug Platz und Zeit für das Musizieren hatten. Humor und Spaß waren genauso wichtig wie der intellektuelle Austausch und das Träumen von Idealen. Auf eine gewisse Art und Weise waren wir extrem, während die Welt um uns herum ebenso ins Extreme zu zerfallen schien. Die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse, in denen wir in den 1990er Jahren in Kroatien aufwuchsen, waren weder einfach noch gesund oder positiv, doch ich weiß, dass mir damals die Musik und die damit verbundenen Menschen für immer ein inneres Wissen über die Wichtigkeit von Balance zwischen Hingabe, Spaß und harter Arbeit geschenkt haben.

Geburtsstunde im Kalten Krieg

Fast zwanzig Jahre später, nach einigen Kompositionspreisen und Stipendien, zahlreichen Aufführungen und einer langen Liste an Werken, fühle ich mich als Wahlwienerin, die mit Zagreb zutiefst verwurzelt blieb. Vor allem pflege ich diese Verbundenheit umso stärker, seit mich der Komponistenbund Kroatiens zur künstlerischen Leiterin der Musikbiennale Zagreb ernannte – als erste Frau in der Leitungsposition seit Gründung des Festivals. Die Musikbiennale Zagreb zählt zu den angesehensten Festivals für zeitgenössische Musik im ehemals kommunistischen Osteuropa. Milko Kelemen, der 1961 das Festival gegründet hatte, fand, dass sich Jugoslawien nach dem Zweiten Weltkrieg in Isolation, Primitivismus und Provinzialismus befand und dass sich der Zustand speziell auf die KomponistInnen und deren Bewusstsein negativ auswirkte. Nach seiner Rückkehr von Aufenthalten in Paris und München empfand er die in Jugoslawien komponierte Musik als mindestens 80 Jahre im Rückstand gegenüber jener in Westeuropa. Die Idee des Festivals wurde geboren. 1959 rief Milko Kelemen den Bürgermeister von Zagreb an und legte ihm seine Pläne vor. Dieser zeigte sich erfreut, stellte aber gleich zu Beginn klar, dass er ihm zwar ein ganzes Zimmer voll Dinaren zur Verfügung stellen könne, aber keinen einzelnen Dollar. Das war entmutigend, denn ohne Devisen konnte Kelemen damals kein einziges ausländisches Opernhaus, kein Sinfonieorchester und keinen großen Dirigenten nach Zagreb einladen. Er kam auf eine Idee, wie er die Spannungen des Kalten Krieges zu seinem Vorteil nutzen konnte: Kelemen reiste in die Sowjetunion, um die damalige Kulturministerin zu treffen, die versprach, ein Gastspiel des Bolschoi-Balletts auf der Musikbiennale Zagreb zu ermöglichen. Anschließend reiste Kelemen auf eigene Initiative nach Washington. Als er den USAmerikanerInnen mitteilte, dass KünstlerInnen aus der Sowjetunion in Zagreb gastieren würden, sagten diese prompt ihre finanzierte Teilnahme zu. Unter den gegebenen politischen Umständen war es eine Frage des Prestiges. Die weiteren Projekte kamen dann wie von selbst in Gang. Zusagen aus Westdeutschland und Frankreich folgten. Einige Wochen vor der Eröffnung der ersten Musikbiennale machten jedoch Gerüchte die Runde, wonach der Bund der Kommunisten Jugoslawiens ein Verbot des geplanten Zagreber Festivals fordere, weil dessen Ost-West-Konzept den Verfall und die Dekadenz der bürgerlichen westlichen Gesellschaft ins Land zu bringen drohte. Dem damaligen Marketingleiter, Ivo Vuljević, ist es zu verdanken, dass er die GegnerInnen der Biennale davon überzeugen konnte, das Publikum selbst entscheiden zu lassen, was ihm gefiel und was nicht. Heute scheint es selbstverständlich, dass sich viele Musikrichtungen überschneiden und eine fast utopisch kreative Freiheit herrscht. Mir ist aber klar, wie leicht die Dinge an Gewicht verlieren und wie fragil die Freiheit des künstlerischen Ausdrucks ist. Umso wichtiger ist es, einen Teil der Kulturlandschaft direkt der zeitgenössischen Musik zu widmen und das Experimentelle als natürlichen Teil unserer Gesellschaft hervorzuheben. Die Lust nach Abenteuer im Klang unterstützt das Sehnen nach Freiheit und somit sind diese Lust und deren Verwirklichung auch heute wichtige Mittel, um schwierigen politischen Entwicklungen entgegenzuwirken.

Auf Vielfalt aufbauen

Auch wenn das Festival einige musikalischpolitische Skandale hinter sich hat, wird es nun doch seit 1961 in jedem ungeraden Jahr abgehalten, selbst über die harten Kriegsjahre hinweg. Die Corona-Pandemie sowie die verheerenden Folgen einer Reihe von Erdbeben in Zagreb im Jahr 2020 führten dazu, dass die 60. JubiläumsAusgabe nicht wie geplant nur im Frühjahr stattfinden konnte. Stattdessen wurde sie in vier Veranstaltungsblöcken übers Jahr verteilt unter dem Titel (Re)construction – Continuum abgehalten. Mein Team und ich durften dazu ein Programm zusammenstellen, das mit  verschiedenen MusikliebhaberInnen kommunizieren, alle Generationen ansprechen und die Stadt Zagreb bereichern sollte. Es fanden Konzerte mit etablierten InterpretInnen sowie NachwuchsmusikerInnen statt. Die Zusammenarbeit mit Studierenden spielte eine wichtige Rolle. Wir boten auch zahlreiche Workshops und Installationen sowie ein Kinderprogramm an. Ein großer Teil der Formate fand online statt, was uns eine stärkere internationale Aufmerksamkeit und Nachhaltigkeit ermöglichte. Für mich war klar, dass sich ein Festival dieses Kalibers von der Masse abheben, aktuelle, brennende Themen aufgreifen und die Vielfalt der zeitgenössischen Musik akzentuieren muss. Sowohl Teilnehmende als auch BesucherInnen können sich so für das Ungewöhnliche öffnen und ihr Umfeld selbst bereichern. Das Wichtigste dabei ist immer die höchste Qualität der Aufführungen, Gleichberechtigung als Selbstverständlichkeit, aber auch die Vernetzung mit dem Publikum aus allen Altersgruppen. Als Komponistin und künstlerische Leiterin genieße ich die Vielseitigkeit dieser Aufgabe und möchte auch weiterhin in meiner Arbeit die Vielfalt hervorheben.

Margareta Ferek-Petrić (*1982, Zagreb) ist Komponistin und künstlerische Leiterin der Musikbiennale Zagreb. Ihre Musik wird als farbenreich, humorvoll und tiefgründig beschrieben.

Gefahrenzone Himmel: Vögel vor Stromschlägen bewahren

Jährlich werden tausende Vögel durch Stromschläge oder Kollisionen mit oberirdischen Stromleitungen getötet oder verletzt. Mit länderübergreifender Anstrengung soll der Himmel über der Donau für Vögel sicherer werden. Wie das geht, zeigen Marek GÁLIS und Eva HORKOVÁ in ihrem Gastbeitrag für Info Europa.

Die Donau, der so genannte »europäische Amazonas«, ist einer der wichtigsten Zugkorridore, Zwischenstopps, Schlaf- und Überwinterungsplätze für hunderte Vogelarten in Europa. Mit ihren Uferzonen und Flusslebensräumen bildet die Donau ein ökologisches Netz, das oft auch als Rückgrat für biologische Korridore fungiert. Jedes Jahr folgen Millionen Vögel auf ihrer Odyssee von und zu weit entfernten Zuggebieten dem Strom. Allein die Untere Donau und das Donaudelta beherbergen rund 360 Vogelarten, etwa den seltenen Krauskopfpelikan sowie 90 Prozent der Weltpopulation der Rothalsgans. Viele dieser Arten haben in den letzten Jahrzehnten einen dramatischen Rückgang erlebt. Durch Stromschläge und Kollisionen sterben in diesem Gebiet jedes Jahr 20 Prozent der sich fortpflanzenden Populationen von Kaiseradler, Sakerfalken und Krauskopfpelikanen. Zahlreiche Projekte des EU-geförderten LIFE-Programms widmeten sich bisher der Wiederherstellung von Wasserlebensräumen. Diese Maßnahmen haben zur Folge, dass der Vogelzug in diese geschützten Rückzugsgebiete zunimmt. Daher ist der Schutz gefährdeter Arten vor Kollisionen und Stromschlägen enorm wichtig, insbesondere um damit andere Bedrohungen, etwa durch die Folgen des Klimawandels, zu kompensieren.

Leitungen und Masten als Gefahrenquellen

Projektpartner aus sieben von zehn Donauländern, darunter Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Bulgarien und Rumänien, sind Teil des LIFE Danube Free Sky-Projekts, das sich darauf konzentriert, die Gefahren durch Stromleitungen zu lindern. Vögel sind vor allem in der Nähe von Gewässern und deren Umgebung in erheblichem Maße von Stromschlägen oder Kollisionen mit Stromleitungen bedroht. Das fand ein vorhergehendes LIFE-Projekt, das in der Slowakei zwischen 2014 und 2019 durchgeführt wurde, heraus. Infolgedessen konzentriert sich das aktuelle Projekt auf 23 sogenannte Besondere Schutzgebiete (BSG) sowie auf neun signifikante Gebiete für Vögel, Important Bird Areas (IBA). Der Aktionsradius ist enorm: Denn entlang der gewählten 2000 Kilometer befinden sich acht verschiedene Arten oberirdischer Stromleitungen, die allesamt eine potenzielle Gefahr für Vögel darstellen. Ein wesentliches Ziel besteht darin, direkte und indirekte Vogelsterblichkeit durch Stromschläge und Kollisionen mit den Stromleitungen innerhalb des Projektgebiets zu verhindern bzw. zu verringern. Damit trägt das Projekt dazu bei, die Biodiversitätsstrategie der EU umzusetzen, und dem Verlust der biologischen Vielfalt und der Ökosystemleistungen entlang der Donau entgegenzuwirken. Indem sichere Zugrouten und Lebensräume geschaffen werden, können sich die Populationen von 12 Zielarten* erholen und anwachsen.

Betroffene Arten

Zu einer der häufigsten Gefahren zählen Zusammenstöße mit Hochspannungsleitungen. Viele Vögel können die Leitungen nicht rechtzeitig erkennen. Das geschieht vor allem in offenen Gebieten, in denen Stromleitungen wichtige Futter-, Nahrungs- und Nistplätze kreuzen. Vogelverluste aufgrund von Kollisionen mit oberirdischen Stromleitungen können an Verteilungs- oder Übertragungsnetzen auftreten. Am stärksten gefährdet sind große, schwere Vogelarten mit geringer Manövrierfähigkeit, das heißt solche mit hoher Flügelbelastung und geringer Streckung, wie beispielsweise Trappen, Pelikane, Wasservögel, Kraniche, Störche und Schneehühner. Das Risiko von Zusammenstößen ist nachts, in der Dämmerung und bei schlechten Sichtverhältnissen generell  höher. Zusammenstöße mit hoher Geschwindigkeit haben oft tödliche Folgen für die Vögel. Neben Kollisionen gehören auch Stromschläge zu den größten Gefahren. Sie treten meist dann auf, wenn Vögel auf dem Strommast landen und gleichzeitig mit einem Draht in Berührung kommen oder wenn sie die beiden Leiter gleichzeitig berühren. Das höchste Risiko besteht bei Mittelspannungsleitungen, die für viele Vögel in offenen ländlichen Gebieten ohne Baumbewuchs sehr attraktive Sitzstangen darstellen. Die höchste Sterblichkeitsrate durch Stromschläge verzeichnen mittelgroße und große Vögel, insbesondere Adler, Falken, Geier, Milane, Falken, Eulen, Störche und Rabenvögel. Bei ihnen ist die Wahrscheinlichkeit höher, mit ungeschützten Elementen der Mastkonstruktion in Kontakt zu kommen.

Wie geholfen wird

Um so effektiv wie möglich zu helfen und die Ressourcen so effizient wie möglich einzusetzen, müssen die Maßnahmen im Rahmen des genannten LIFE-Projekts an jenen Orten ergriffen werden, die die größten Risiken für Vögel bergen. Dazu muss durch koordinierte Feldforschung der Grad der Gefährdung von Vögeln ermittelt und bewertet werden. Insgesamt werden im Rahmen des Monitorings mehr als 1150 Kilometer Stromleitungen und über 10.000 potenziell gefährliche Strommasten untersucht. Feld-AssistentInnen sammeln in den beteiligten Ländern die entsprechenden Daten. Danach kommen die am Projekt beteiligten Energieversorgungsunternehmen ins Spiel: Sie werden gemeinsam auf 245 Kilometer vorrangiger Leitungen Warnvorrichtungen installieren, um Kollisionen zu verhindern. Darüber hinaus werden mindestens 3250 Masten isoliert, um Stromschläge zu vermeiden. In Österreich isolieren die Projektpartner in Zusammenarbeit mit der ÖBB-Infrastruktur AG hunderte der gefährlichsten Bahnstrommasten in der Nähe der Donau. In Rumänien, Serbien und der Slowakei werden Jungtiere (Sakerfalken, Kaiseradler und Krauskopfpelikane) mit Sendern ausgestattet, um gefährliche Masten in ihrem Heimatgebiet und ihren bevorzugten Lebensräumen zu identifizieren. In der Slowakei werden zehn Hektar Land von Ackerland wieder zurück in Weiden verwandelt. So wird der Naturwert des Gebietes erhöht, wovon verschiedenste Vogelarten profitieren. Zudem unterstützt das Projektteam die Brutmöglichkeiten für Sakerfalken, Blauracken und Rotfußfalken, indem es in Bulgarien, Rumänien, Serbien und in der Slowakei insgesamt 370 Nistkästen anbringt.

Transnationale Zusammenarbeit unerlässlich

Um die Vögel auf ihren Zugrouten zu schützen, müssen die Stromleitungen auf den gefährlichsten Abschnitten entschärft werden, und zwar über Ländergrenzen hinweg. Im Zuge des Projekts DANUBEparksCONNECTED wurde daher eine Plattform für die transnationale Zusammenarbeit geschaffen. Sie bildet die Grundlage für die LIFE Danube Free Sky-Projektpartnerschaft, an der acht Energieunternehmen, drei Nationalparks, drei Vogelschutzorganisationen und ein Eisenbahnunternehmen beteiligt sind. Obwohl das Projekt während der Pandemie begann, funktioniert die Zusammenarbeit aller beteiligten Projektpartner sehr gut. Die meisten der Koordinierungstreffen finden immer noch online statt, doch die Hoffnung ist groß, dass persönliche Treffen bald möglich sein werden.

Projektwebseite: danubefreesky.eu
Facebook/Instagram: danubefreesky

Natura 2000 ist ein Netz von zentralen Fortpflanzungs- und Ruhestätten für seltene und bedrohte Arten und einige seltene natürliche Lebensraumtypen, die geschützt sind. Es erstreckt sich über alle 27 EU-Länder, sowohl an Land als auch im Meer. Ziel des Netzes ist es, das langfristige Überleben der wertvollsten und am stärksten bedrohten Arten und Lebensräume Europas zu sichern, die sowohl in der Vogelschutzrichtlinie als auch in der Habitatrichtlinie aufgeführt sind. 23 besondere Schutzgebiete, die an dem Projekt beteiligt sind, sind Teil des Natura-2000-Netzes.

 

Dr. Marek Gális ist Wissenschaftlicher Koordinator der Projekte LIFE Danube Free Sky und LIFE Energy. Er studierte Ökologie und Umweltstudien an der naturwissenschaftlichen Fakultät der Philosoph KonstantinUniversität in Nitra, Slowakei. Nach seiner Promotion im Jahr 2014 begann er bei der Nichtregierungsorganisation Raptor Protection of Slovakia. Er hat mehrere Artikel zum Thema Vögel vs. Stromleitungen veröffentlicht und ist aktiv am Prozess der Risikobewertung von Stromleitungen hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Vögel in der Slowakei beteiligt.

Mag. Eva Horková ist Kommunikationsmanagerin des LIFE Danube Free Sky Projekts. Sie studierte Politikwissenschaft und internationale und diplomatische Studien an der Comenius Universität Bratislava und an der Hochschule für internationale und öffentliche Beziehungen Prag, Institut Bratislava. Mehrere Jahre lang war sie hauptsächlich in den Bereichen Projektkoordination, Management und Marketing in der Privatwirtschaft tätig. Mit dem Wunsch nach einem beruflichen Wechsel in den dritten Sektor trat sie ab November 2020 dem LIFE Danube Free Sky Team bei.

Botschaftervortrag: Herausforderung der Sicherheitspolitik in Südosteuropa: Kroatien als wichtiger Sicherheitsfaktor

Begrüßung Botschafter Dr. Emil BRIX Direktor der Diplomatischen Akademie Wien

Vizekanzler a.D. Dr. Erhard BUSEK Vorsitzender des IDM Moderation

Univ.-Prof. Dr. phil. Florian BIEBER Professor für Südosteuopäische Geschichte und Politik an der Universität Graz. Direktor des Zentrums für Südosteuropastudien der Universität Graz und Koordinator der Balkans in Europe Policy Advisory group (BiEPAG)

 

Als Mitglied der Europäischen Union und des Nordatlantischen Bündnisses (NATO) gehört die Republik Kroatien zu denjenigen demokratischen Staaten, die durch gemeinsame europäische Werte untrennbar miteinander verbunden sind. Neben den Vorteilen der Mitgliedschaft in den euro-atlantischen Integrationen ist die Republik Kroatien gleichermaßen wie seine Bündnispartner vor große sicherheitsrelevante Herausforderungen gestellt, die als langfristige Gefahrenquellen anzusehen sind, wie Terrorismus, illegale Migration, Extremismus, organisierte Kriminalität, hybride Kriegsführung und dgl. Zugleich, aufgrund seiner spezifischen geopolitischen Lage, hat die Stabilität der unmittelbaren Umgebung und Nachbarschaft in Südosteuropa, eine Schlüsselbedeutung für Kroatien. Trotz Fortschritten bei der Umsetzung von entsprechenden innenpolitischen Reformen und demokratischen Entscheidungsprozessen bestehen bei einzelnen südeuropäischen Staaten auch weiterhin destabilisierende Trends, die innen- und außenpolitische Spannungen herbeiführen können, was sich selbstverständlich auf die gesamte Stabilität und Sicherheit des breiteren EU-Raumes negativ auswirken kann. Die Republik Kroatien ist daher entschlossen, die Länder in Südosteuropa bei ihren Reformprozessen und ihrer euroatlantischen Perspektive zu unterstützen, so dass Sicherheit und eine dauerhafte Stabilität auf dem Gebiet des breiteren südosteuropäischen Raums gewährleisten werden kann.

Parliamentary Elections in Croatia 2020

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The whole discussion is available on the YouTube channel of the IDM:

Parliamentary Elections in Croatia 2020

The Institute for the Danube Region and Central Europe (IDM), in cooperation with the Dr.-Karl-Renner-Institut and the Politische Akademie organised an online panel discussion on the upcoming parliamentary elections in Croatia to be held on 06 July 2020.

Introduction – Lucas Maximilian SCHUBERT, Research Associate, Institute for the Danube Region and Central Europe (IDM) Vienna

Introduction – Lorenz JAHN, Politische Akademie

Panel Discussion – Tena PRELEC, Research Fellow at the Department of Politics and International Relations at the University of Oxford, Research Associate at LSEE-Research on South Eastern Europe, European Institute, London School of Economics and Political Science

Nino PRELOŽNJAK, Vice-President, Croatian Youth Network (mmh)

 Zrinka VRABEC-MOJZEŠ, Journalist and Columnist at the weekly “Nacional”, Zagreb

Moderation: Lucas Maximilian SCHUBERT, Research Associate, Institute for the Danube Region and Central Europe (IDM), Vienna

IDM Short Insights 4: Boris Blažević on the earthquake in Zagreb/Croatia

On 22nd March 2020, the Croatian capital was hit by a 5.5 magnitude earthquake. Boris Blažević, Corporate Social Responsibility manager at the Erste Bank in Croatia, gives us an update on the current situation in Zagreb and how the government is reacting to the multitude of challenges arising from this catastrophe in the midst of the Covid-19 pandemic. We hope that everyone will stay safe, our friends and partners stay healthy and whoever can stay at home!

flow – Festival of Conversation for Culture and Science

grenzüberschreitend. fachübergreifend. unkonventionell.

Projektziel:

flow stellt den multinationalen interdisziplinären Dialog von Kunst und Wissenschaft in den Mittelpunkt und hebt sich so ganz bewusst von herkömmlichen Festivals ab.

Elias Canettis Geburtsstadt Ruse, der wichtigste Donauhafen und Verkehrsknotenpunkt Bulgariens, war von 18. bis 21. Oktober Austragungsort des dritten biennalen flow Festivals. 2010 machte flow Station in Chişinău/Republik Moldau, 2008 in Novi Sad/Serbien.

Auch 2012 trafen wieder rund sechzig junge Künstler/-innen, Kulturschaffende und Wissenschaftler/-innen aus zehn Ländern entlang der Donau zusammen, um neue Netzwerke zu bilden und die Besonderheiten des Donauraums gemeinsam zu entdecken. Die Teilnehmer/-innen kamen aus Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Österreich, der Republik Moldau, Rumänien, Serbien, der Slowakei, Ungarn und der Ukraine. Das Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten (BMeiA) ist Initiator von flow. Das Institut für den Donauraum und Mitteleuropa (IDM) hat im Herbst 2009 die organisatorische Abwicklung und Koordination des Festivals übernommen. Heuer wurde das IDM vor Ort durch die renommierte Internationale Elias Canetti Gesellschaft unterstützt.

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Kunst und Wissenschaft bilden während des Festivals die Katalysatoren, um das außergewöhnliche Potenzial dieser Region freizulegen und es als Grundlage für interdisziplinäre Projekte im Donauraum zu nutzen. Die gedankliche Klammer für diesen kreativen Austausch bildete heuer das Generalthema “Activating Spaces, Activating People by Micro-Imagination“. Mehrere Workshops ermöglichten an zwei Tagen intensive Diskussionen in kleineren Gruppen. Als Inspirationsquelle gab es unterschiedliche Fragestellungen, denen sich die Teilnehmer/-innen bereits vorab auf einer eigens für flow kreierten Internetplattform zuordnen konnten.

Neben der Arbeit in thematischen Workshops wurde auch heuer wieder großer Wert auf die Einbindung der lokalen Künstler/-innen und Wissenschaftler/-innen gelegt. Für drei Abende wurde ein sehr spannendes und frei zugängliches Festivalprogramm mit einer Ausstellung, Performance und Konzerten entwickelt, das vor allem der bulgarischen alternativen Kunstszene eine Bühne gab. Hunderte Besucher aus ganz Bulgarien haben dieses Angebot mit großer Freude und Begeisterung angenommen.

Dem diesjährigen Festival-Thema entsprechend wurden aber nicht nur die Menschen erfolgreich „aktiviert“, sondern auch ungenützte, leer stehende Räume und Orte speziell für flow neu belebt. Dabei konnten etwa Orte mit interessanter Geschichte und Vergangenheit in Ruse wieder entdeckt und neu bespielt werden. So etwa das Gebäude einer der ältesten bulgarischen Banken, das seit Jahren leer steht und verfällt. Oder auch der einstige Hafenbahnhof im Zentrum von Ruse, der seit vielen Jahrzehnten keine Passagiere mehr empfangen hat, und für das Festival erstmals wieder mit Leben gefüllt wurde. Diese inspirierenden Räume und Orte werden so in Zukunft wieder mehr Beachtung und Verwendung finden. Nachhaltigkeit wird aber vor allem durch die Entwicklung mehrerer multinationaler und interdisziplinärer Mikro-Projekte erzeugt, die in verschiedenen Ländern des Donauraumes 2013 realisiert werden. Die flow Community, bestehend aus den rund sechzig Teilnehmer/-innen des Festivals, bekommt damit die Möglichkeit, die neuen Kontakte und entstandenen Ideen konkret für Projekte zu nutzen. So werden bis zu fünf Projekte im Donauraum über das Festival hinaus im kommenden Jahr vom BMeiA gefördert und vom IDM begleitet.

flow hat sich zum Ziel gesetzt Menschen zu bewegen und im Donauraum seine Spuren zu hinterlassen.
In Ruse ist man dieser Vision wieder ein beachtliches Stück näher gerückt – and flow goes on.

Institut für den Donauraum und Mitteleuropa
Dr. Susan Milford
Bernd Janning, MA

  • Projektzeitraumbis 2012

grenzüberschreitend. fachübergreifend. unkonventionell.

flow stellt den multinationalen interdisziplinären Dialog von Kunst und Wissenschaft in den Mittelpunkt und hebt sich so ganz bewusst von herkömmlichen Festivals ab.