Forschungsexzellenz mit Schieflage?

Der Europäische Forschungsrat (ECR) verteilt Förderungen an Europas klügste Köpfe – doch nicht überall kommen die Mittel an. Vor allem Mittel- und Osteuropa bleiben bei den prestigeträchtigen ERC-Grants immer noch häufig außen vor. JOANNA BŁOGOWSKA berichtet von einem Ungleichgewicht mit Folgen.  

Dieser Artikel wurde in Info Europa 2/2025: Zukunftsfit durch Bildung veröffentlicht. Die gesamte Ausgabe ist hier abrufbar.

Eines der renommiertesten Förderprogramme Europas feiert 2025 sein 18-jähriges Bestehen: 2007 von der Europäischen Kommission ins Leben gerufen, unterstützen die vom Europäischen Forschungsrat (European Research Council, ERC) vergebenen Förderungen wissenschaftliche Exzellenz: Herausragende Forschende mit brillanten Ideen und Projekten, die zu bahnbrechenden Ergebnissen und Entdeckungen führen sollen. Die Förderungen stehen allen Fachrichtungen sowie Forschenden aller Nationalitäten und Karrierestufen offen. Sie stärken die wissenschaftliche Laufbahn von Preisträger*innen, kommen europäischen Forschungscommunitys zugute und erhöhen Europas Wettbewerbsfähigkeit. 

Die Verteilung der ERC-Förderungen verläuft jedoch geographisch ungleichmäßig – viele europäische Länder sind unter den Förderempfänger*innen kaum vertreten. Seit Einführung des Programms hinken die mittel- und osteuropäischen Länder, die der EU nach 2004 beigetreten sind, ihren westlichen Partnern deutlich hinterher. So hat etwa die gesamte Visegrád-Gruppe (Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn) bislang insgesamt 262 ERC-Grants erhalten. Zum Vergleich: Allein Deutschland verzeichnet 2.884 geförderte Projekte und Frankreich 1.997 – rund zehnmal so viele. Auch im Rahmen des ERC Starting Grant Calls 2022, der sich an vielversprechende Forschende am Beginn ihrer wissenschaftlichen Laufbahn richtet, wird dieses Muster deutlich. Sechs Förderungen gingen an Polen, zwei an Tschechien und 95 an Deutschland. 

Förderlücke zwischen Ost und West 

Diese Diskrepanz gefährdet das ausgewogene wissenschaftliche Wachstum, das durch die Förderung ursprünglich beabsichtigt war. Einerseits spiegeln die Ungleichheiten bestehende Unterschiede in der wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit wider. Andererseits verschärfen sie gerade diese Unterschiede und erschweren es den Ländern Mittel- und Osteuropas aufzuholen. Denn die geringe Anzahl an strategisch wichtigen ERC-Projekten entfaltet in diesen Ländern kaum Wirkung und trägt nicht signifikant zur Weiterentwicklung bei. 

Die Auswirkungen sind gravierend. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, wird sie zu einer Verstärkung des Braindrain führen. Vielversprechende Forschende aus Mittel- und Osteuropa können ihre Anträge auch bei erfolgreicheren westlichen Institutionen einreichen oder ihre Karriere außerhalb Europas fortsetzen – in der Hoffnung auf bessere Entwicklungsperspektiven. Die bestehenden Unterschiede könnten auch das Vertrauen in die Region als verlässlichen wissenschaftlichen Partner gefährden. 

Allerdings zeigen sich erste positive Entwicklungen. Im Rahmenprogramm Horizon Europe (Förderperiode: 2021-2027), erhielt Polen bislang (bis einschließlich 2024) bereits acht ERC Advanced Grants, die an führende, international anerkannte Forschende gehen. In den früheren Rahmenprogrammen FP7 und H2020 (2007–2020) wurden insgesamt nur fünf Advanced Grants an polnische Institutionen vergeben. Das deutet auf einen Generationswechsel hin: Die erfahrene Forschendengeneration in Polen wird erfolgreicher bei ERC-Anträgen – ein bedeutender Fortschritt, da diese Gruppe nicht nur wissenschaftlich führt, sondern auch nachkommende Generationen als Mentor*innen prägt. Gleichzeitig bleiben die Unterschiede zu anderen Ländern in Europa erheblich: Von 2021 bis 2024 wurden in die Niederlande 78 ERC Advanced Grants vergeben, nach Spanien 55. 

Neue Impulse  

Das Problem wird sowohl vom ERC selbst als auch von wissenschaftlichen Einrichtungen und politischen Entscheidungsträger*innen in Mittel- und Osteuropa zunehmend erkannt. So bieten das Visiting Fellowships Programm oder die ERC Mentoring Initiative ERC-Bewerber*innen die Möglichkeit, sich mit ERC-Preisträger*innen und deren Teams auszutauschen, um ihre Antragskompetenzen zu stärken. Beide Initiativen werden vom ERC in Kooperation mit nationalen Förderagenturen durchgeführt.  

Darüber hinaus ergreifen die mittel- und osteuropäischen Länder eigene Maßnahmen, um die Erfolgsquote bei ERC-Anträgen zu steigern. In Polen etwa gründete die Polnische Akademie der Wissenschaften (PAN) 2016 eine eigene Abteilung zur Unterstützung von ERC-Vorhaben. Die Abteilung für Exzellenz in der Wissenschaft bietet umfassende Hilfe für Forschende, die sich mit einer polnischen Institution bewerben. Dazu gehören Workshops, individuelle Beratung und Unterstützung bei der Vorbereitung auf die zweite Evaluierungsstufe inklusive Probeinterviews. Das Team besteht aus ERC-Expert*innen, darunter auch promovierten Wissenschaftler*innen. Mehr als die Hälfte (57 %) der ERC-Preisträger*innen in Polen nahm bereits mindestens eines dieser Unterstützungsangebote in Anspruch. 

Seit 2016 wird auf Vorschlag der polnischen Botschaft und des damaligen Botschafters Artur Lorkowski im Rahmen der Zusammenarbeit der PAN mit dem Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) regelmäßig eine ERC Mentoring Initiative in Wien organisiert. Sie richtet sich an ERC-Bewerber*innen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa, die dort individuelle Beratung zu ihren Projektideen erhalten. Die Mentor*innen sind ehemalige Panelmitglieder oder selbst ERC-Preisträger*innen. Die Initiative soll zu einer offenen wissenschaftlichen Dialogkultur beitragen und die Internationalisierung von Forschenden aus der Region fördern. Die Abteilung Exzellenz in der Wissenschaft ist für die Auswahl der polnischen Teilnehmenden zuständig, die finanzielle Unterstützung erfolgt durch das polnische Wissenschaftsministerium. Dieses Projekt zeigt eindrucksvoll, wie erfolgreich Kooperationen zwischen westlichen Institutionen und Forschenden aus Mittel- und Osteuropa sein können. Langfristig können diese dazu beitragen, eine ausgewogenere europäische Forschungslandschaft zu schaffen. 

Europäische Exzellenz für alle 

In seinen 18 Bestehensjahren hat der ERC viel erreicht: 16.000 unterstützte Projekte, 200.000 veröffentlichte wissenschaftliche Artikel, 2.200 beantragte Patente, 400 gegründete Start-ups und 14 Nobelpreisträger*innen unter den ERC-Preisträger*innen. Der Mehrwert dieser Förderungen für die europäische Forschung steht außer Frage. Jetzt geht es darum, sicherzustellen, dass dieser Mehrwert künftig gleichmäßiger über Europa verteilt wird. Ein ausgewogeneres wissenschaftliches Wachstum kommt allen europäischen Partnern zugute – es fördert Wissens- und Technologietransfer, stärkt die Wettbewerbsfähigkeit, unterstützt die europäische Integration und trägt dazu bei, Vertrauen in Europa als starken und gleichwertigen Wissenschaftsstandort zu schaffen. 

Dr. Joanna Błogowska arbeitet als ERC-Förderberaterin in der Abteilung Exzellenz in der Wissenschaft an der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Sie promovierte in Sozialpsychologie an der Université Catholique de Louvain (UCL) in Belgien. 

Péter Techet für Frankfurter Rundschau über 10 Jahre „Flüchtlingskrise“ in Ungarn

In der deutschen Tageszeitung Frankfurter Rundschau wurde Péter Techet dazu befragt, wie Viktor Orbán seit 2015 von der Flüchtlingskrise profitierte und wie die Opposition in Ungarn mit dem Thema umgeht.  

Den Artikel kann man hier lesen.

Péter Techet für Luxemburger Wort über eine mögliche Alternative gegen Viktor Orbán

In der Tageszeitung Luxemburger Wort wurde Péter Techet darüber gefragt, ob und wie Péter Magyar, der konservative Herausforderer von Viktor Orbán, bei den nächsten Wahlen gewinnen kann. 

Der Artikel kann hier gelesen werden. 

Péter Techet für RBB24 InfoRadio über ein mögliches Putin-Selenskyj-Treffen in Budapest

Einige Medien berichteten, dass ein Treffen zwischen Wladimir Putin und Wolodymyr Selenskyj – auf Vorschlag von Donald Trump – in Budapest stattfinden könnte. Im RBB-Nachrichtensender erklärte Péter Techet, dass Orbán aufgrund seiner antiukrainischen Haltung und seiner Nähe zu Moskau in dem Konflikt keinesfalls unvoreingenommen sei und ein solches Treffen wie eine „Belohnung“ für seine antiukrainische Politik wirken würde. 

Das Interview kann hier gehört werden. 

Péter Techet für Frankfurter Rundschau über Péter Magyars Chancen

In der bundesdeutschen Tageszeitung Frankfurter Rundschau wurde auch Péter Techet darüber gefragt, ob und wie Péter Magyar, der konservative Herausforderer von Viktor Orbán, bei den nächsten Wahlen gewinnen kann. 

Der Artikel kann hier gelesen werden 

Péter Techet für STVR Pátria Rádió über russische Einmischung in die ungarische Innenpolitik

In einem Interview mit dem ungarischsprachigen Programm des Slowakischen Rundfunks sprach Péter Techet über Russlands Versuche, den ungarischen Wahlkampf im Interesse von Viktor Orbán zu beeinflussen. 

Das Interview kann hier gehört werden. 

Péter Techet für NZZ über Ethnopluralismus 

In einem Essay für die Neue Zürcher Zeitung geht Péter Techet der Frage nach, warum rechtspopulistische Parteien eine multipolare Welt souveräner Nationalstaaten als Ausdruck von Vielfalt begreifen, zugleich jedoch die Vielfalt innerhalb einer Gesellschaft ablehnen. Techet führt diese Sichtweise auf Denker wie Carl Schmitt und Alain de Benoist zurück, die eine Welt von abgegrenzten, homogenen Nationalstaaten befürworteten und innere Vielfalt als Gefahr für die Innenpolitik ansahen. 

Der Artikel kann hier gelesen werden: https://www.nzz.ch/meinung/andersheit-a-la-carte-fuer-die-rechte-soll-die-welt-aus-klar-getrennten-homogenen-nationalstaaten-bestehen-innerhalb-des-eigenen-staates-aber-sehen-sie-differenzen-als-gefahr-ld.1889321  

Péter Techet für Frankfurter Rundschau über Orbáns Souveränitätsgesetz

In der Frankfurter Rundschau wurde auch Péter Techet zum (vorübergehend von der Tagesordnung genommenen) Souveränitätsgesetz, mit dem Viktor Orbán eine stärkere Kontrolle über NGOs und freie Medien anstrebt. Techet ist der Ansicht, dass der Gesetzesentwurf eindeutig zeige: Orbán sei bereit, alles zu tun, um auch nach den Parlamentswahlen 2026 an der Macht zu bleiben. 

Der vollständige Artikel ist hier nachzulesen. 

Péter Techet für Die Presse über die Bedeutung der nächsten Parlamentswahlen in Ungarn

In der Tageszeitung Die Presse schreibt Péter Techet einen Gastkommentar darüber, ob und warum die Parlamentswahlen in Ungarn nächstes Jahr eine Richtungsentscheidung werden: Entweder baut Orbán seine Macht autoritär weiter aus, oder es gelingt seinem neuen Herausforderer, Péter Magyar, diesen Kurs zu stoppen. 

Der Artikel kann hier gelesen werden.

Péter Techets Op-Ed wurde auch in den ungarischen Medien aufgegriffen. Die Wochenzeitung HVG berichtete auf ihrer Webseite darüber und fasste die wichtigsten Argumente des Artikels zusammen; außerdem führte Klubrádió ein Interview mit Techet über die Thesen seines Artikels. 

 

Péter Techet für Liechtensteiner Vaterland über die Pride Parade in Budapest

In der liechtensteinischen Tageszeitung Vaterland wurde auch Péter Techet befragt über die politische Bedeutung der Pride Parade in Budapest, bei der 200.000 Menschen – trotz des offiziellen Verbots der Veranstaltung – gegen die Regierung demonstrierten. 

Der Artikel ist hier nachzulesen.