Sebastian Schäffer und Péter Techet am RECET-Festival der Geschichts- und Sozialwissenschaften
Das an der Universität Wien angesiedelte Research Center for the History of Transformations (RECET) veranstaltet jedes Jahr das Festival der Geschichts- und Sozialwissenschaften am Campus Altes AKH in Wien. Heuer waren auch das Institut für den Donauraum und Mitteleuropa (IDM) sowie die Universität für Weiterbildung Krems (UWK) Partnerorganisationen. Das Thema des diesjährigen Festivals war Migration, der mehrere Paneldiskussionen, Vorträge und Workshops gewidmet waren.
Bei der offiziellen Eröffnung begrüßte auch Friedrich Faulhammer, Rektor der UWK und Vorstandsvorsitzender des IDM, das Festival, das erstmals in Kooperation mit der UWK und dem IDM stattfand.
Rektor Faulhammer betonte die Bedeutung der unterschiedlichen Transformationsprozesse, denen wir krisenbedingt gegenüberstehen oder die wir als Antworten auf aktuelle Herausforderungen wagen sollten. Der regionale Fokus des IDM und des RECET auf Ostmittel- und Südosteuropa ist zugleich ein zentraler gemeinsamer Bezugspunkt: Gerade Fragen politischen, kulturellen und ökologischen Wandels in dieser Region sind von großer Relevanz und können die Grundlage für eine vertiefte Kooperation zwischen RECET, IDM und UWK bilden.
Paneldiskussion über „Europäische Un/Ordnungen“
Im Rahmen des dreitägigen RECET Festivals fand eine Paneldiskussion mit Sebastian Schäffer, Direktor des IDM, und Péter Techet, wissenschaftlicher Mitarbeiter am IDM, am 6. Juni 2025 statt. Dabei wurde auch das Projekt „Europäische Un/Ordnungen“ vorgestellt, welches das IDM gemeinsam mit der UWK entwickelt hatte. Techet erläuterte als Projektverantwortlicher die theoretischen Grundlagen: Das Projekt versteht Demokratie als eine Dynamik – und in diesem Sinne als eine „Unordnung“ –, während der Populismus als Versprecher einer „neuen Ordnung“ eine Gefahr für die pluralistische Demokratie darstelle.
Im weiteren Verlauf diskutierten Schäffer und Techet konkrete Beispiele populistischer Diskurse. Im Fokus des diesjährigen RECET-Festivals stand das Thema Grenzen, weshalb die Frage des Populismus in diesem Kontext erörtert wurde: Wie werden Grenzen diskursiv behauptet? Wie werden diese Diskurse für Ausgrenzungen und Grenzverschiebungen benutzt? Wie steht es mit der Souveränität, die die populistischen Parteien schützen, aber gerade im Falle der Ukraine einem anderen Land sogar absprechen wollen?
Es wurde auch die Frage behandelt, wie Grenzen in Grenzregionen oder Grenzstädten durch kulturelle Zusammenarbeit und gemeinsame Erinnerung überwunden werden können.
Die Debatte zeigte, dass „Grenzen“ angesichts populistischer Herausforderungen eine doppelte Funktion einnehmen: Populistische Kräfte grenzen Menschen gesellschaftlich aus, erweitern jedoch zugleich die Grenzen des Sagbaren – allerdings nur in eine Richtung. Populismus bedeutet demnach Ausgrenzung nach außen und Entgrenzung in der Öffentlichkeit.
Ein weiterer Diskussionspunkt war der populistisch-antidemokratische Gebrauch des Begriffs „Souveränität“. Am Beispiel des „Souveränitätsschutzes“ in Ungarn verdeutlichte Techet das Ausgrenzungspotenzial populistischer Politik. Schäffer ergänzte, dass populistische Kräfte in Europa der Ukraine, einem angegriffenen Staat, sogar die Souveränität absprechen, sich zu verteidigen.
In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum wurden unter anderem die Unterschiede zwischen völkerrechtlichen und populistisch-politischen Konzepten von Souveränität besprochen.
Die Paneldiskussion stellte einen gelungenen Auftakt für die Kooperation zwischen dem IDM, der UWK und dem Research Center for the History of Transformations dar. Wir freuen uns auf eine weiterhin erfolgreiche Zusammenarbeit.