Vorträge zu “Die rumänisch-österreichische Zusammenarbeit im Europa von morgen”

Date/Time
September 23, 2002
18:00 - 21:00 CEST/CET


Rede von Frau Ministerin Puwak

Vortrag von Dr. Walter Koren

Vortrag im Rahmen der Informationsveranstaltung
“Die rumänisch-österreichische Zusammenarbeit im Europa von morgen”
Institut für den Donauraum und Mitteleuropa, Montag, 23.9.2002
Festsaal der Diplomatischen Akademie
Die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Rumänien und Österreich haben sich in den letzten Jahren sehr dynamisch entwickelt; der bilaterale Außenhandel hat in Summe im Vorjahr erstmals die „Schallmauer“ von EUR 1 Mrd. – und dies klar – übertroffen. Aus österreichischer Sicht sehr erfreulich ist der dabei erzielte Handelsbilanzüberschuss von EUR 262 Mio.
Die österreichischen Exporte haben sich seit 1995 mehr als verfünffacht. Vor allem in den letzten beiden Jahren waren die Wachstumsraten mit jeweils ca. 35% beachtlich. Die österreichischen Ausfuhren erreichten damit im Jahr 2001 ein Volumen von EUR 686 Mio. Rumänien lag damit an 20. Stelle in der Rangfolge der wichtigsten Exportmärkte Österreichs Diese erfreuliche Tendenz setzt sich auch im laufenden Jahr fort: Im ersten Halbjahr nahmen die österreichischen Exporte um weitere 25,1% zu.
Auch die rumänischen Warenlieferungen nach Österreich verzeichnen ein kontinuierliches Wachstum. Im Jahr 2001 stiegen die Importe aus Rumänien um 27% auf EUR 423 Mio.; im ersten Halbjahr 2002 nahmen die Einfuhren aus Rumänien um weitere 11,5% zu. Großen Anteil daran haben die zahlreichen österreichischen Firmenniederlassungen, gemischten Gesellschaften und Lohnfertigungsabkommen mit rumänischen Firmen.
Österreichische Firmen zählen heute zu den bedeutendsten Investoren und Arbeitgebern in Rumänien. Von 1990 hochgerechnet dürfte die österreichische Wirtschaft bis heute rund EUR 650 Mio. investiert haben, was Platz 7 in der Rangskala der bedeutendsten Auslandsinvestoren bedeutet. Geschätzte 25.000 rumänische Arbeitnehmer sind derzeit bei den insgesamt ca. 1.850 Unternehmen mit österreichischer Kapitalbeteiligung in Rumänien beschäftigt.
In einigen Bereichen sind österreichische Firmen Marktführer bzw. wichtige Mitspieler. So hält die österreichische Brau AG 38% des Biermarktes. Die VOEST Alpine Eisenbahntechnologie zählt zu den Investitionspionieren in Rumänien und fertigt in Buzau Weichen sowohl für die rumänische Eisenbahn als auch für den Export. Zahlreiche Projekte und Investitionen im Infrastrukturbereich bzw. Anlagenbau wurden von österreichischen Unternehmen realisiert, u.a. von den Firmen Swietelsky BaugesmbH, Plasser & Theurer, VA Eisenbahntechnologie und VA Schiene (auf dem Eisenbahnsektor), der VA–Tech Gruppe (im Kraftwerksbereich), VA-Tech Elin (Straßenbeleuchtung in den Städten Sibiu und Cluj) und Strabag (im Hotelbereich).
Auch im Finanzsektor sind österreichische Unternehmen sehr aktiv. Im Mai 2001 erfolgte der Kauf der Banca Agricola durch die Raiffeisen Zentralbank. Dies war damit der spektakulärste Deal in der bisherigen Bankengeschichte Rumäniens. Die österreichische Volksbankengruppe hat eine weitere Niederlassung in Sibiu und Cluj eröffnet und die HVB (ehemalige Bank Austria) begründete ihre vierte und neueste Niederlassung in Oradea.
Die Perspektiven für die Entwicklung der Wirtschaftsbeziehungen mit Rumänien sind nicht zuletzt wegen der fortschreitenden EU-Integration ausgezeichnet.
In Folge der Beitrittsbemühungen Rumäniens ist im Laufe der nächsten Jahre mit zunehmender wirtschaftlicher und politischer Stabilität und höherer Rechtssicherheit zu rechnen. Die noch teilweise bestehenden Handelshemmnisse werden sukzessive wegfallen; durch die Übernahme des EU-Rechtsbestandes werden die Wettbewerbsbedingungen angeglichen.
Daneben kann Rumänien als Beitrittskandidat schon jetzt beträchtliche Geldmittel aus EU-Quellen in Anspruch nehmen, von denen letztendlich auch österreichische Unternehmen profitieren können.
Für den Zeitraum 2000 – 2006 kann Rumänien jährlich ca. EUR 250 Mio. aus dem ISPA-Programm für Infrastruktur- und Umweltprojekte in Anspruch nehmen.
Beginnend mit Juli 2002 stehen für den privaten, rumänischen Agrarsektor und der damit einhergehenden Infrastrukturverbesserung jährlich ca. EUR 150 Mio. durch das SAPARD-Programm der EU in Form von 50%-igen Projektzuschüssen bereit. Dadurch sollte in diesem bisher vernachlässigten Sektor der rumänischen Wirtschaft viel Dynamik entstehen.
Darüber hinaus entstehen bedingt durch die dynamische Kauftkraftentwicklung und den hohen Investitionsbedarf zunehmend neue Absatzchancen für die österreichische Wirtschaft. Auch aus diesem Grund sollte in den nächsten Jahren die überaus positive Entwicklung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen anhalten. Neben den bereits erwähnten Chancen im landwirtschaftlichen Sektor sowie im Umwelt- und Infrastrukturbereich bestehen auch gute Geschäftsmöglichkeiten in der Energiewirtschaft, bei der Altbausanierung sowie im Bereich Maschinen- und Fahrzeugindustrie. Auch im Tourismussektor zeichnen sich vielversprechende Perspektiven ab. So wurden beispielsweise anlässlich der letzten Tagung der gemischten österreichisch-rumänischen Tourismuskommission im Februar interessante Kooperationsmöglichkeiten im Fremdenverkehr diskutiert, wie etwa beim viel diskutierten Dracula-Land, Potentiale im Heil- und Badetourismus, der Privatisierung und Modernisierung von Hotels an der Schwarzmeerküste erörtert sowie ein Erfahrungsaustausch in der Tourismusausbildung angeregt.
Die Außenwirtschaft Österreich versucht sehr intensiv, österreichischen Firmen den Weg nach Rumänien zu ebnen. Zahlreiche Aktivitäten und Veranstaltungen sollen dazu beitragen, eine weitere Verdichtung der wirtschaftlichen Beziehungen zu bewirken. Höhepunkte aus der jüngsten Vergangenheit waren das Business Forum in der Wirtschaftskammer Österreich anlässlich des Besuchs des rumänischen Ministerpräsidenten Adrian NASTASE in Wien am 28. Mai sowie die von Wirtschaftskammerpräsident Leitl angeführte Wirtschaftsmission nach Bukarest Anfang Juli des Jahres. Erst letzte Woche besuchte Ministerpräsident NASTASE neuerlich Österreich und nahm an einem Wirtschaftsforum in Salzburg teil. Ende Oktober wird schließlich Staatspräsident Ion ILIESCU anlässlich eines Staatsbesuches Gastvortragender in der Wirtschaftskammer Österreich sein und mit einer Wirtschaftsdelegation neben Wien auch Linz besuchen.
AUSSENHANDEL RUMÄNIEN – ÖSTERREICH im Überblick
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Werte in EUR 1.000
2001:
Exporte: EUR 685,7 Mio. (+ 35,4%)
Importe: EUR 422,8 Mio. (+ 27,0%)
I-VI / 2002:
Exporte: EUR 393,0 Mio. (+ 25,1%)
Importe: EUR 220,6 Mio. (+ 11,5%)
Wichtigste Ausfuhrwaren Österreichs nach Rumänien:
Maschinen, maschinelle Anlagen, Fahrzeuge, chemische Erzeugnisse, Arznei- und
Lebensmittel, Metall­waren, optische Geräte, Computer, Fahrzeuge, Kunststoffwaren, feuerfestes
Material, Eisen und Stahl, Papier und Pappe, Mess- und Prüfgeräte, sonstige Fertigwaren.
Wichtigste Einfuhrwaren Österreichs aus Rumänien:
Maschinen und Fahrzeuge, Bekleidung, Kabelbäume, Möbel, Holzprodukte, Mineralprodukte, Chemikalien.

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