Die Ukraine in Europa. Aktuelle Lage, Hintergründe und Perspektiven
Das Projekt „Die Ukraine in Europa“, das durch den Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank gefördert wurde, verfolgte das Ziel, einen von der aktuellen Diskussion um die „EU-Fähigkeit“ der Ukraine unabhängigen Blick auf den zweitgrößten Staat Europas zu werfen, der die zahlreichen Facetten dieser Brücke zwischen Ost und West erfasst. Dabei zeigt sich, dass die Ukraine ein Teil Europas ist und schon immer war, ganz unabhängig von einer institutionellen Einbindung in die Europäische Union. Dieser Leitgedanke durchzieht alle Beiträge des vorliegenden Sammelbandes und betrifft sowohl die Rechtskultur als auch die Wirtschaftsbeziehungen, die Arbeitsmigration, das Bildungssystem und die literarischen und künstlerischen Verflechtungen. Das Territorium der Ukraine war im Laufe der Geschichte auf mehrere Imperien (Polen, Russland/Sowjetunion, Habsburgerreich) aufgeteilt. Dies hat zur heutigen starken regionalen Differenzierung geführt, die insbesondere in den Beiträgen zur Politik, zur Religion, zu den Minderheiten, zur Sprachensituation, zur Krim zum Ausdruck kommt. Die früher häufig geäußerte Besorgnis, dass die Ukraine auseinanderbrechen und sich der östliche Teil an Russland anschließen könnte, wird in letzter Zeit seltener geäußert. Dennoch zeigen die innen- und außenpolitischen Orientierungen, die Sprachenverteilung, die komplexe religiöse Situation und sogar die künstlerische Entwicklung, dass auch nach über einem Jahrzehnt Eigenstaatlichkeit die innerukrainische Differenzierung noch längst nicht überwunden ist und auch in Zukunft eine erhebliche Rolle spielen wird. Daneben werden auch Themen behandelt, die den Europabezug und die regionalen Besonderheiten der Ukraine eher am Rande berücksichtigen, aber von großer Bedeutung für die Ukraine sind: Energiepolitik, Rechts- und Regierungssystem, Landprivatisierung, demographische Entwicklung, Massenmedien, Kulturpolitik sowie die westliche Sicht ukrainischer Manager (und umgekehrt). In allen Beiträgen stehen Gegenwart und Zukunft der Ukraine im Vordergrund. Historische Rückblicke auf die Zeit vor der Unabhängigkeit werden dort, wo sie zum Verständnis notwendig sind, an den Anfang gestellt. Dass dies bei den verschiedenen Themen in unterschiedlichem Maße der Fall ist, versteht sich von selbst. Die Publikation ist für Wissenschaftler, aber auch Interessenten aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Kunst gedacht, denen eine breite Palette aktueller Informationen über die Ukraine präsentiert wird. Sie versucht außerdem, die zukünftige Entwicklung der Ukraine zu skizzieren, und stellt somit eine Orientierungshilfe für Entscheidungsträger aus dem deutschsprachigen Raum dar. Die Hälfte der Autoren dieses Bandes stammt aus der Ukraine, die andere aus Österreich, wobei eine Reihe von Beiträgen gemeinsam von Wissenschaftlern beider Staaten erarbeitet wurden, um eine zu einseitige Sicht nur von außen oder innen zu vermeiden.
- Band: 9
- Erscheinungsjahr: 2003
- Autor/in: Juliane Besters-Dilger (Hg.)