GRENZEN DER SELBSTBESTIMMUNG 

Selbstbestimmung und ihre Grenzen finden wir auf allen Ebenen – von der individuellen bis zur staatlichen. Das beweist allein ein Blick auf den Donauraum und Mitteleuropa. So zeigt die jüngste Vergangenheit, wie die staatliche Selbstbestimmung der Ukraine und des Kosovos bedroht wird. Doch auch einzelnen ethnischen und nationalen Gruppen wird die Existenz abgesprochen, wie Sie auf den folgenden Seiten über Nordmazedonien und Bulgarien lesen werden. In Rumänien wurden LGBTQIA+ Personen lange Zeit aus der Geschichte radiert, diese Info Europa Ausgabe macht sie wieder sichtbar. Sie werden auch etwas über die Bedeutung von Geschichte bei selbstbestimmten Entscheidungen von verschleierten Frauen in Bosnien und Herzegowina erfahren. Menschen mit Behinderung fordern seit Jahrzehnten die Abschaffung gesellschaftlicher Barrieren, die ihnen ein selbstbestimmtes Leben erschweren. Einige Museen am Balkan machen es sich nun zur Aufgabe, ihre Angebote inklusiver zu gestalten – denn Teilhabe an Kultur hilft uns, auch gedankliche Barrieren zu überwinden. Wie schmerzhaft, gar lebensbedrohlich, Barrieren sein können, wissen Menschen vor den Grenzen der selbsternannten »Festung Europa« nur zu gut. Lesen Sie im Text über globale Mobilität, warum Grenzen als »Regime« verstanden werden können. Doch auch unklar abgesteckte Grenzen bergen Konfliktpotential: Das bekommt zurzeit ein international nicht anerkannter Zwergstaat an der Donau zu spüren. Wie weit darf Selbstbestimmung also gehen? Begleiten Sie die Autor*innen dieser Ausgabe beim Versuch, die Grenzen der Selbstbestimmung auszuloten – mit Blick nach vorne, aber auch in die Vergangenheit, anlässlich des 70-jährigen Jubiläums des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa. 

Viel Freude beim Lesen! 

Melanie Jaindl 

Chefredakteurin Info Europa 

 

Erscheinungstermin: 2. Dezember 2023, Beilage zur Tageszeitung „Die Presse“, kostenlos für Mitglieder des IDM